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Winterreise – Bruno Ganz´ letzter Film
Ab Do 22.4.2021 bieten wir für 6 Wochen in Kooperation mit Real Fiction Filme den Film Winterreise von Anders Østergaard mit dem unvergessenen Bruno Ganz in seiner letzten Rolle zum Streaming für voraussichtlich 9,-€ über die Plattform vimeo an.
Trailer Winterreise
Dieser Vimeo-Kauf-Streaming-Link ist ab dem 22. April aktiv geschaltet:
https://vimeo.com/ondemand/winterreise
Das Beste daran:
Der Film, eine Komposition aus Spielfilm und Dokumentarfilm, ist fast übernatürlich schön und das Streamingangebot schließt die Unterstützung unserer Kinos mit ein – 40% des Leihpreises (voraussichtlich 9,- € auf vimeo.com) werden anteilig den Kinos ausgezahlt. Näheres in den nächsten Tagen.
Zum Film:
Martin Goldsmith ist fest entschlossen, seiner Familiengeschichte nachzuspüren und das Leben der jüdischen Eltern in Nazi-Deutschland sowie später in den USA zu rekonstruieren. Er führt intensive Gespräche mit seinem Vater, die in dem emotional gewichtigen Film „Winterreise“ nachgestellt sind. In der Rolle des Vaters zu sehen: Bruno Ganz in seiner letzten Rolle. Die Doku, die gekonnt Musik, Archivfotos und historische Bewegtbild-Aufnahmen mit fiktionalen Elementen vermengt, ist weit mehr als ein Geschichtsfilm über Judenhass und NS-Terror. Es ist ein hintergründiges Werk über Identität, Heimatverlust, verdrängte Gedanken sowie Kunst im Zeichen des Hakenkreuzes.
Filmkritik:
Martin Goldsmith, heute ein erfolgreicher Radiomoderator und Autor in den USA, wusste über seine Eltern und Verwandten lange nur sehr wenig. Nur, dass sein Vater und seine Mutter beide deutschstämmig waren (der Vater stammte aus Oldenburg) und ein Großteil seiner Familie im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam. Nachdem seine Mutter gestorben war begann er, seinen Vater zur Vergangenheit der Familie im Deutschland der 1930er auszufragen. Mit der NS-Schreckensherrschaft begann für die Juden in Deutschland die Zeit der Unterdrückung und Entrechtung. Goldsmiths Eltern, die 1941 vor den Nazis nach Arizona flüchteten, waren hochtalentierte und leidenschaftliche Musiker. In Berlin konnten sie ab 1935 als Mitglieder des „Kulturbund Deutscher Juden“ dennoch weiter musizieren. Bei dem Künstlerbund handelte es sich um eine nur zu Propagandazwecken geduldete Selbsthilfe-organisation für vom Berufsverbot betroffene jüdische Künstler. Sie unterstand vollständig der Kontrolle der Reichskulturkammer und bestand bis 1941. Nach der Flucht in die Staaten versuchten die Goldmiths einen Neustart. „Winterreise“ folgt dem Sohn auf seinem Weg zurück. Im Zentrum dieser unkonventionellen, feinfühligen Annäherung an die eigenen Wurzeln und die Familiengeschichte stehen die Unterredungen zwischen Martin Goldsmith und seinem Vater George Goldsmith (geborener Gunter Goldschmidt). In dessen Rolle schlüpft der große Charaktermime Bruno Ganz. Gekonnt legt er seine Figur als innerlich zerrissenen, zu Beginn immer wieder den Fragen des Sohnes ausweichenden alten Mann an, der mit der Vergangenheit hadert. Im weiteren Verlauf blitzen jedoch die Erinnerungsfetzen auf und es fügen sich die ins Gedächtnis eingebrannten Bilder der Hassparolen an jüdischen Geschäften, der Verfolgung und Ausgrenzung allmählich zu einem großen Ganzen. Dem dänischen Regisseur Anders Østergaard gelingt es so, das Puzzle Stück um Stück zusammenzusetzen. Goldsmith schreckt nicht davor zurück, seinem Vater gleichsam unbequeme, unangenehme Fragen zu stellen. Wie hat es sich angefühlt, für einen NS-geführten Kulturverein zu musizieren? Wieso hat der Vater die Flötisten-Laufbahn in den USA beendet? Und wie konnte er so lange in den USA ausharren – ohne die geliebte Musik und trotz des Verlusts der Heimat? Bruno Ganz macht mit seinem dringlichen, mimisch facettenreichen und sehr emotionalen Spiel klar: einfache, kurze Antworten auf diese komplexen Fragen gibt es nicht. Dabei werden die Diskussionen durchaus auch mal etwas lauter, es wird gerungen und hitzig debattiert. Meinungsverschiedenheiten sind Teil dieser „familiären Reise“. Dass Østergaard ebenso die künstlerischen, inszenatorischen Experimente nicht scheut, beweist er mit der Verschränkung von Dokumentation und Fiktion. Nachgestellte schwarz-weiß-Spielszenen aus Georges Leben verschmelzen mit Original-Fotos. Die Spielszenen vermitteln einen Eindruck davon, wie es gewesen sein könnte. Auch wie die Kommunikation, Verhaltensweisen sowie die Ereignisse im privaten Raum während der sich für die Juden verschlimmernden Lage möglicherweise aussahen. Hinzu kommen seltene Familien- und Archiv-Fotografien sowie eine passende musikalische Untermalung (natürlich von Georges Lieblingskomponisten), die das stimmige Gesamtbild abrunden.
Björn Schneider (programmkino.de)
www.realfictionfilme.de/filme/winterreise/
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» Winterreise
Das Wort zum Freitag (37) vom 22. April 2021
Die Selbsttests liegen am Arbeitsplatz bereit, die Spritze rückt näher, doch von der Chance auf offene Kinotüren wagen wir noch immer nicht zu träumen. Die Vision von Filmvorstellungen an frischer Luft immerhin nimmt trotz aller verbleibenden Skepsis bereits konkrete Planungsformen an. Krämers Hof in Alsenborn, Schwimmbad Alsenborn, Gartenschau Kaiserslautern – an all diesen und im Idealfall noch weiteren Orten hoffen wir unsere ZuschauerInnen begrüßen zu dürfen. Bis dahin nutzen wir die sich bietenden Gelegenheiten, uns mit Kunst in ihren verschiedenen Erscheinungsformen zu beschäftigen. Im eigenen Haus sehen wir uns die von Filmverleihen gelegentlich zur Verfügung gestellten Screener an, um zumindest auf dem Papier ein Kinoprogramm schon mal entwerfen zu können.
Ein Ausflug nach Landau offenbarte uns zahlreiche Künstlerplakate im Rahmen der inzwischen auch dort eröffneten stadtweiten Ausstellung „Kunst bleibt.“ Der Kunstspaziergang durch die Landauer Innenstadt bei Sonnenschein, Außengastronomie und sichtlich entspannt flanierenden, fröhlich-freundlichen Menschen verschärfte das Bewusstsein dafür, dass sich die allgemeine Sehnsucht zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf das Führen eines ganz normalen Lebens fokussiert. Die Sparkasse Rockenhausen zählt nicht unbedingt zu den touristischen Magneten für die in Kaiserslautern und Umgebung lebenden Menschen. Gegenwärtig allerdings lockt dort eine Ausstellung von Bronzeplastiken aus den Werkstätten auch Kaiserslauterer KünstlerInnen. Zu Öffnungszeiten sind die Kunstwerke vor Ort zu besichtigen. Ein virtueller Rundgang (sparkasse-donnersberg.de) jedoch hat den angenehmen Vorteil, dass Bildhauer Klaus Hartmann eine Einführung gewährt, die BesucherInnen durch die Ausstellung begleitet und zu jedem Werk eine kleine Erläuterung gibt. Eines seiner eigenen Werke war in den vergangenen Monaten auch in Kaiserslautern problemlos zu besichtigen: Die Schaufenstergestaltung der Modeboutique „Augenweiden“ von Christine Neumahr bietet nicht nur Kunst in Form von Kleidung und Schmuck, sondern auch in Form einer Bronzeplastik mit Maske. Sehenswert in jeder Hinsicht!
Einige der GewinnerInnen bei unserer nun wieder anstehenden Auslosung unter allen Geistervorstellungstickets werden jedenfalls in den Genuss auch der feinen Artikel aus dem Hause „Augenweiden“ kommen, andere dürfen sich erfreuen an Produkten aus Filmbannern, die Regina Stubner freundlicherweise für uns zu nähen bereit ist. Und natürlich gibt es erneut einen Hauptgewinn: Eine private Sondervorstellung im UNION – Studio für Filmkunst!
Massel tov!
Ursula Simgen-Buch
Erinnerung: Ab 22.4. ist für 9,- € der Film Winterreise zu streamen: https://vimeo.com/ondemand/winterreise
Geistervorstellungen
Unser Kino lebt weiter ...
Es träumt der dunkle Saal von leinwanderhellenden und begeisternden Filmen!
Unterstützt unsere Kinos, indem Ihr mit dem Online-Ticketkauf für eine Geistervorstellung an Sonntagen im Lockdown unseren Kinos einen Kinoeintritt von 8,50 € spendet. Unter allen Spendern verlosen wir immer, wenn 200 Tickets verkauft sind, eine Privatvorstellung* und darüberhinaus noch viele andere Trostpreise.
Benachrichtigung der Gewinner per E-Mail. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
*Privatvorstellung für maximal 25 Teilnehmer mit einem Film ohne Überlänge.
Dies ist keine Filmvorstellung oder ein Stream. Mit Kauf eines Tickets unterstützen Sie das Union-Studio für Filmkunst.
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Kurzfilm der Woche
Wir zeigen – statt der Vorfilme in unseren Kinos – einen Kurzfilm auf der UNION-Webseite. Da wir dafür gerade kein Zeitlimit haben und ihr vermutlich auch genug Zeit, präsentieren wir auch mal einen längeren Film jenseits der Vorfilmlänge von bis zu 8 Minuten.
Obwohl der Film für Euch gratis ist – für uns ist er das nicht. Eine Spende an unsere Kinos ist in jeder Höhe zu jeder Zeit willkommen: PROVINZ 80 Programmkino GmbH; IBAN DE72 5405 0220 0000 9031 61 (MALADE51KLK); Verwendungszweck 'Spendierhose'. Als GmbH können wir dafür allerdings keine Spendenquittung ausstellen. Bei benötigter Spendenquittung, richtet die Spende (Kontaktdaten bitte in Verwendungszweck mit angeben) bitte an: ProKult Club z. F. d. Filmkultur i. d. Provinz e.V.; IBAN DE26 5405 0220 0100 5967 09 (MALADE51KLK); 'Spendierhose m. Quit.'
The Gates of Life (FI 2012; Regie: Hannes Vartiainen, Pekka Veikkolainen; Experimentalfilm; 5:55 Min.)
Der Film fängt kurze Momente des Lebens von Reisenden ein, die am Bahnhof ankommen.
Einen weiteren Kurzfilm findet ihr hier: https://provinz.film-kunst-kino.de
Das Wort zum Freitag (35) vom 8. April 2021
Verordnungen kommen und gehen, was unglaublich anstrengend ist, angesichts nie dagewesener Entwicklungen jedoch in der Natur der Sache liegt. Das Kino also noch immer leer und stumm, doch dass die Kunst auf andere Weise dennoch bleibt, dafür haben eine große Menge Kunstschaffender gesorgt und tun es noch immer. So ist die von Thomas Brenner in Kaiserslautern initiierte Aktion „Kunst bleibt.“ eingeladen, ihr Weiterleben auch in Landau zu verwurzeln. Wir freuen uns sehr, daselbst mit einem Kaltmamsell-Plakat präsent sein zu dürfen.
In der Bad Kreuznacher Zeitung „Oeffentlicher Anzeiger“ erschien zum Gründonnerstag eine Mundart-Kolumne zu unserer CD „Die Kaltmamsell & der Koch“. Gerhard Engbarth (Geschichtenerzähler, Musiker, Kabarettist): „Die CD hott mich stärker bewegt unn ergriffe als jeder Film, denn im Film sehn mir Schauspieler agiere, höre se Worte redde, die e Autor sich ausgedacht unn seine Figure in de Mund gelet hott, awwer Briefe, die zwä Liebende einanner schreibe, sinn als Original-Dokumente mit Fottos vergleichbar, Momentuffnahme von zwä Mensche, die (…) selber zu sehn sinn in ihre Hoffnunge, ihrer Sehnsucht, in ihre Ängschte unn ihrer Verlorenheit innem grausame, sinnlose Krieg, angezettelt von perverse Idjote unn größewahnsinniche Schwerverbrecher, die Milljone junger Mensche um ihr Jugend unn ihr Lebe betroge honn. (…) Die CD von de Kaltmamsell unn em Koch setzt ene allegar e Denkmal unn is zugleich e Warnung vor braunem Gedankegut, das rechtslastiche Politiker heut widder ins Maul nemme.“
Im UNION – Studio für Filmkunst gestaltete die Sprecherin der CD, Uta Eckhardt, einst einen Theaterabend mit Texten, Musik und Biographischem zum Thema Ingeborg Bachmann und also auch Paul Celan, der den Verlust seiner Eltern durch den Nazi-Terror nie hatte verwinden können. Sein Leben lang pflegte er das Erinnern. Mit dem Gedicht „Corona“, das Bachmann als sein schönstes bezeichnete, flocht er einen lyrischen Liebes- wie auch Totenkranz, dessen letzte Verse einer Fermate gleich die Zeit ganz nach individuellem Bedürfnis außer Kraft zu setzen und eigenartigerweise sogar einen Bogen in die heutige Zeit zu schlagen scheinen.
Ursula Simgen-Buch
CORONA (Paul Celan)
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
Es ist Zeit.
Festschrift zum 30-jährigen Bestehen des PROVINZ Programmkino in Enkenbach
Eine 28-seitige Festschrift über die Geschichte des PROVINZ Programmkinos ...
... erhältlich ab Oktober an unseren Kinokassen gegen eine Schutzgebühr von zwei Euro.
Viel Spaß beim Lesen und bis bald im Kino!
Kino – Unsere Welt hat Zeit.
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